„Zaubern kann der Kindergarten nicht“
Integrationsmotor, Förderanstalt, Ort der liebevollen Betreuung, all das soll der Kindergarten sein. Die Gesellschaft mutet dieser Institution viel zu. Längst ist sie an ihre Grenzen gelangt. Was nun? Der Falter hat Fachleute an den Runden Tisch gebeten
Der Kindergarten mag jetzt offiziell elementarpädagogische Einrichtung heißen, für 86.000 Wiener Kinder sind Krippe und Kindergarten vor allem eines: Alltag. Doch wer mit den Pädagoginnen spricht, hört von Frustration und Erschöpfung. Die Gruppen sind zu groß, die Krankenstände häufen sich. Für Aufruhr sorgte im März der Fall eines Kindergartens in Meidling, in dem Kinder in Waschräume gesperrt worden sind. Der Falter hat Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Praxis eingeladen, folgende Frage zu diskutieren: Wie steht es um die Kinderbetreuung in Wien?
Falter: Herr Czernohorszky, der Kindergarten soll längst nicht mehr nur Verwahranstalt sein, sondern eine Bildungseinrichtung. Welche Note würden Sie dem Wiener Kindergarten geben?
Jürgen Czernohorszky: Ich finde grundsätzlich Ziffernnoten schon in der Volksschule problematisch, im Kindergarten erst recht. Aber die Wiener Pädagoginnen und Pädagogen haben die Bestnote verdient. Der Kindergarten ist die erste elementarpädagogische Bildungseinrichtung und eben viel mehr als eine reine Zeitüberbrückungsanstalt für berufstätige Eltern. Das sieht mittlerweile die Mehrheit der Gesellschaft so. Damit gehen natürlich auch viel mehr Herausforderungen einher.