Enthusiasmus Kolumne der Superlative
Die beste Dystopie der Welt der Woche
Das Gesellschaftsleben zahlreicher Freundinnen ist seit Mittwoch letzter Woche, Punkt Mitternacht, beeinträchtigt, weil endlich die dritte Staffel der Kultserie "The Handmaid's Tale" ("Der Report der Magd") auf Amazon Prime erschienen ist. Es wird ein paar durchgeschaute Abende brauchen, bis sie wieder aus dem von der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood im Jahr 1985 kreierten, faszinierend-schaurigen Universum auftauchen. Es gilt 13 Folgen zu verschlingen.
Das sagt Ihnen nichts? Atwood erzählt die Geschichte der Magd Desfred (im Englischen Offred), die dazu verdammt ist, in der christlich-fundamentalistischen Diktatur namens "Republik Gilead" als Dienstmädchen und Gebärmaschine in Elitehaushalten zu dienen.
Die Geschichte spielt in den USA der nahen Zukunft, Umweltverschmutzung und Seuchen haben viele Menschen unfruchtbar gemacht. Nach einem Putsch der Terrororganisation "Söhne Jakobs" wird in Teilen des Landes ein patriarchalischer Gottesstaat errichtet. Gebärfähige Frauen wie Desfred -die in ihrem früheren Leben eine emanzipierte Verlagslektorin war -werden nun wie Sklavinnen gehalten.
Atwood schildert das Leben in Gilead aus der Sicht Desfreds, die versucht, zu rebellieren und aus Gilead nach Kanada zu fliehen, das nach wie vor frei und demokratisch ist. Atwood entwarf ihre Dystopie aus den damals bekannten Versatzstücken totalitärer Regime wie dem Nationalsozialismus und dem Kommunismus, die Verfilmung durch MGM greift aktuelle Bilder aus dem IS auf.
Jedes totalitäre Regime beginnt mit der Unterdrückung und Konditionierung der Frau auf ihre biologische Rolle als Mutter, das ist die zeitlose feministische Botschaft Atwoods.