Die größte Wahl von allen
Kaum ein Journalist kennt Niederösterreichs Kommunalpolitik so gut wie Georg Renner. Jeden Tag pendelt er vom Mostviertel nach Wien. Er erklärt uns, was von den Gemeinderatswahlen am Sonntag zu erwarten ist
1950: Der Bürgermeister der Mostviertler Gemeinde Dunkelsteinerwald weiht die Feuerwehrspritze ein
(Foto: Topothek Dunkelsteinerwald)
Ich kann den Tag genau festmachen, an dem die Gemeindepolitik in meinem Ort auf einmal wieder spannend geworden ist: Es war der 13. Juni vergangenen Jahres. Auf einmal war da ein Rauschen in den lokalen Social-Media-Kanälen: „Der Kurz kommt.“
Um das einordnen zu können, muss man wissen: Die Wilhelmsburger ÖVP war seit Jahrzehnten solider Zweiter hinter einer fast immer absoluten SPÖ – ja, auch das gibt es in Niederösterreich –, langfristig langsam auf dem absteigenden Ast; die klassisch schwarze Mischung aus Beamten, Bauern, Unternehmern und jedenfalls keine hippe, jugendliche Truppe.
Und jetzt kam Kurz. Nachdem der Nationalrat ihn Ende Mai als Kanzler gestürzt hatte, tingelte der ÖVP-Chef wochenlang durch das Land – und an diesem Nachmittag erzählte er unter den Linden eines Wilhelmsburger Gasthofs dieselben Anekdoten, die er in diesem Sommer noch hunderte weitere Male referieren sollte. Und während der einstige und künftige Kanzler da sprach, konnte man beinahe zuschauen, wie sich die knapp 200 Sympathisanten, die die örtliche ÖVP Stunden vorher via Facebook, Whatsapp oder, ganz klassisch, per Anruf zusammengetrommelt hatte, geistig von Schwarz auf Türkis umstellten.