Osterzopf und Peitsche
Türkis-Grün will das Volk streng durch die Krise führen und verschleiert seine Verordnungen. Über entmündigende Regierungskommunikation
Foto: Heribert Corn
Wenn Sie das lesen, ist die vierte Woche der Sondermaßnahmen bereits ordentlich fortgeschritten. Und bei allem Verständnis, aller Geduld, aller Solidarität und allen Sorgen hängt Ihnen Ihr selbst gekochtes Essen womöglich schon ziemlich zum Hals raus. Als ich diese Zeilen schrieb, war Wiens Gastronomie gerade einmal zweieinhalb Wochen dicht, und obwohl ich wahnsinnig gerne koche, es für mich Ausgleich und Erquickung darstellt, langweilt mich das Zeug, das ich da täglich fabriziere, mittlerweile maßlos.
Auch eine kontinuierliche Steigerung der Gang-Anzahl sowie der Chili-, Sesamöl-, Fischsauce- und Gewürzgaben ändert nichts daran, abgesehen davon, dass mich der permanente Verwüstungszustand meiner Küche fertig macht …
Allerdings bemerkt man seit Woche drei des Ausnahmezustands eine gewisse Bewegung in Wiens Gastronomie, Lokale, die sich anfangs schicksalsergeben zeigten oder meinten, es sei den Aufwand nicht wert, lenkten inzwischen ein und setzten auf Lieferservice. Und apropos Chili, Sesamöl und Fischsauce – darunter auch ein paar der wirklich guten Vertreter der diversen Asia-Küchen.
Warum auch nicht, denn: Maki-Rollen scheinen für Transport-Essen nachgerade prädestiniert, sie sind nicht einmal durch Fallenlassen aus der Form zu bringen, solange man nicht draufsteigt oder drüberfährt. Nigiri-Sushis sind da etwas labiler, aber he: Legt man den Fisch halt wieder drauf oder rückt ihn gerade, wenn er runtergefallen oder verrutscht ist, wir durchleben gerade harte Zeiten, da scheint ein etwas derangiertes Unagi-Sushi noch durchaus im Toleranzspektrum.
Mochi fuhr vorige Woche sein Take-away-Department namens O.M.K jedenfalls als Lieferdienst wieder hoch und war kurz danach natürlich sofort am Limit seiner Kapazitäten. Kein Wunder, siehe oben.
Wenn man das Glück hat, in der Josefstadt zu wohnen, wird man auch von Meister Hiroshi Sakai mit seinen exzellenten Sushis beliefert, dass auch Dots mit seinen „Experimental Sushi“ zum Lieferservice übergegangen ist, wird wahrscheinlich den Bundeskanzler sehr freuen, und wenn man beim wunderbaren Nihonbashi bestellt, sollte man sich in rechter Meditation üben, denn geliefert wird erst am nächsten Tag.
Von den Stars der vietnamesischen Küche war vorige Woche noch nicht viel zu hören, immerhin das Tata befand sich im Vollbetrieb, hier ist Lieferservice allerdings seit jeher nahezu der Normalzustand, anders sah das bei den Thailändern aus.
Mamamon – winters und bei Schlechtwetter ohnehin nur mit einem einzigen Tisch ausgestattet – liefert nun via Foodora ein Sortiment an bekanntermaßen sehr gut mit Fischsauce und Chili versehenem Thai-Food, All Reis begann vorige Woche mit einem eigenen Lieferdienst, die Haushalte im Umkreis von zwei Kilometern aromamäßig aufzupeppen.
Was gerade mehr denn je fehlt: kreolische und Cajun-Küche, denn nichts spendet mehr Trost als ein scharfes Gumbo.
Also muss man wohl doch wieder selbst kochen …