Kanzleramt: Wo sind die 150 Fake News?

Medien, FALTER 15/2020 vom 08.04.2020

Rund 150 Falschmeldungen habe der digitale Krisenstab des Bundeskanzleramts bereits identifiziert und gekennzeichnet, berichtete die APA am 27. März.

Dieser Krisenstab, angeführt von Gerald Fleischmann, wurde am 19. März eingerichtet; seine Hauptaufgabe ist eigentlich die Abwicklung der "Schau auf dich"-Kampagne auf den Social-Media-Kanälen des Kanzleramts. Was als "digitaler Krisenstab" verkauft wird, fällt eher unter Social-Media-Moderation. Zehn Polizeischüler verrichten ihren Dienst. Wenn User fragwürdige Inhalte posten, wird darauf hingewiesen, dass etwas falsch ist. Wenn möglich, folgt eine Richtigstellung. Beiträge zu löschen sei tabu, heißt es aus dem Kanzleramt; gelegentlich werden Kommentare allerdings verborgen, wenn diese gegen die Netiquette verstoßen.

Was war der Inhalt der 150 Falschnachrichten, die identifiziert wurden? Der Salzburger Plagiatsjäger Stefan Weber wollte es genau wissen und fragte im Kanzleramt um Detailinfos. Als Antwort erhielt er ein Dokument mit rund 100 Screenshots von Userkommentaren.

Und die restlichen rund 50 Falschmeldungen? Die würden über einen E-Mail-Verteiler (im Kanzleramtssprech "Aufdeckernetzwerk") gesammelt, zu dem mehrere Medien gehörten, etwa die Fake-NewsEntlarv-Plattform Mimikama, hieß es aus dem Bundeskanzleramt. Auf Nachfrage erhielt der Falter diese Liste. Warum wurde sie nicht allgemein veröffentlicht? Im Kanzleramt verweist man darauf, dass rund 100 der Falschnachrichten, nämlich die Userkommentare, ohnehin öffentlich einsehbar seien und man vier Kategorien der Falschnachrichten angegeben habe - Verschwörungstheorien, Verharmlosungen des Virus, Falschmeldungen über Verordnungen sowie fragwürdige Behandlungstipps.

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