Erscheinungen Personen, Trends, Kampagnen

Die Regierung schaut auch auf sich

BARBARA TÓTH
MEDIEN, FALTER 17/20 vom 22.04.2020

In der Krise bewähren sich kurze Dienstwege. Die Corona-Maßnahmen waren noch nicht in Kraft, aber im Beraterstab von Kanzler Sebastian Kurz wurde schon überlegt, wie man das Volk am besten auf das Kommende einstimmen könnte. Da erwähnte Rot-Kreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik, dass seine Hilfsorganisation gerade an einer solchen Bewusstseinskampagne bastle.

Die Idee dazu kam von Martin Radjaby, Marketing-und Kommunikationschef der Erste Bank, pro bono. Radjaby hatte mit der Agentur Jung von Matt Alexander Van der Bellen in die Hofburg gebracht. Diese Werbeagentur ist nun bei der Corona-Kampagne an Bord, ebenso wie das Campaigning Bureau von Philipp Maderthaner, Kurz' langjährigem Wegbegleiter und Wahlkampfguru. Die 440.000 Euro Konzeptionskosten haben Erste Bank und Raiffeisen gesponsert.

Was also lag näher, als die Rot-Kreuz-Kampagne zu übernehmen und zur offiziellen, 15 Millionen Euro schweren Regierungskampagne zu machen? So pragmatisch sieht man die Sache im Kanzleramt, das die Inserate und Spots schaltet. Die Opposition hingegen wittert Freunderlwirtschaft. "Die Optik ist schief", sagt Neos-Abgeordnete Henrike Brandstötter, es würden "im Hintergrund die immergleichen Menschen die immergleichen Geschäfte machen". Die Kampagne selber ("Schau auf dich, schau auf mich") richtet sich laut Regierung schwerpunktmäßig an "Millennials" und kommt recht bieder und brav daher. Da sieht man die moderne Mutti am Laptop, die nebenbei ihren Sohn unterrichtet, oder die rüstige Oma, die akzeptiert, dass sie ihre Enkel jetzt länger nicht sehen darf. In Deutschland informiert die Regierung beispielsweise neutral mit dem Slogan: "Danke für mehr Nachbarschaftshilfe. Jetzt zählt das wir."

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