Eingesperrt im Pflegeheim
Die Corona-Pandemie trifft vor allem die Alten: Sie werden zum eigenen Schutz isoliert. Angehörige machen nun Druck
Illustration: P.M. Hoffmann
42 Kilometer ragt der größte Seehafen Europas in die Niederlande. Dieser Tage stauen sich vor der Einfahrt des Rotterdamer Hafens riesige Öltanker. Die Kapitäne können ihr schwarzes Gold nicht entladen. Auch in der Nordsee und im Ärmelkanal, in der Straße von Singapur und im Golf von Mexiko stauen sich die Schiffe in langen Schlangen. Die Wirtschaftskrise lässt den Verbrauch einbrechen. Wie schwimmende Lagerstätten treiben die Tanker auf den Ozeanen. Corona drosselt die Weltwirtschaft, und das lässt die Nachfrage nach Öl, Gas und Strom einbrechen.
Erst seit kurzem laufen die Maschinen in den Fabriken wieder an, der Hunger nach Energie und Treibstoff wird bald wieder der alte sein. Schon in den nächsten Wochen und Monaten wird ausverhandelt, nach welchen Regeln der Wiederaufbau in Angriff genommen wird. Es drohen Rezession und schrumpfende Steuereinnahmen, gleichzeitig wurden niemals seit dem Zweiten Weltkrieg rund um den Globus so viele Milliarden an Steuergeldern in so kurzer Zeit flüssiggemacht. Wer wird davon profitieren? Die alte Welt, die auf Kohle, Öl und Gas setzt? Die Luftfahrt und die Autobranche? Oder doch eine Branche, die grün denkt: der öffentliche Verkehr, die Wind- und Solarkraft? Wer ist stärker: die einen, die finden, es gebe jetzt wirklich Wichtigeres als Klima-Kinkerlitzchen, oder die anderen, die darauf hinweisen, dass wir bei der Klimakrise anders als bei Covid-19 auf keine Impfung hoffen können?
Auch wenn das Virus monatelang alles überdeckt hat: Die Klimakrise ist nicht weniger gefährlich geworden. Ein weiterer Dürresommer, und Missernten drohen. Im April sind 700 Hektar des Schilfgürtels am Neusiedler See verbrannt, neben zahlreichen weiteren Feuerausbrüchen in den ausgetrockneten Wäldern im Frühjahr war das der größte Vegetationsbrand in Österreich seit mehr als 20 Jahren. Zur selben Zeit wurden in Teilen Kärntens die Bürger zum Wassersparen aufgerufen: Seit Jahresbeginn wurde dort nicht einmal die Hälfte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge gemessen. Es gebe „nur eine Gefahr“, die in globalen Risikoanalysen als noch größer als Pandemien eingestuft werde, betont das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo): „die bereits beobachteten und künftig noch stärker werdenden Folgen des Klimawandels“.