"Sorgearbeit kommt zu kurz"
Die deutsche Soziologin Gabriele Winker setzt sich seit Jahren für eine Care-Revolution ein. Derzeit erscheinen die Chancen dafür günstig
Als Autorin des Buchs "Care Revolution" ist die Sozialwissenschaftlerin Gabriele Winker in Corona-Zeiten eine gefragte Interviewpartnerin. Seit 2014 setzt sich die pensionierte Hamburger Universitätsprofessorin mit dem Netzwerk Care Revolution gegen neoliberale Privatisierungs-und Sparpolitik im Sozial-und Gesundheitswesen ein.
Falter: Frau Winker, Sie haben am 1. Mai eine kleine Kundgebung auf der Straße organisiert. Wie verlief sie?
Gabriele Winker: Schon seit Jahren begehen wir vom Netzwerk Care Revolution den 1. Mai als Tag auch der unsichtbaren Arbeit. Wir wollten damit auf die Notwendigkeit des Ausbaus einer solidarischen und nachhaltigen Care-Ökonomie aufmerksam machen. Gerade jetzt leisten in den Seniorenheimen Pflegerinnen und Pfleger sehr viel, um alten Menschen das schwere Leben in der Isolation zu erleichtern. Jeden Tag kämpft medizinisches Personal auf den Intensivstationen um das Leben Erkrankter. Derzeit kommen auch viele Eltern mit der Ganztagesbetreuung ihrer Kinder bei