Am Apparat Telefonkolumne

Wie viele Schändungen gab es im KZ Mauthausen, Herr Mernyi?

INTERVIEW: NINA HORACZEK
Politik, FALTER 19/20 vom 06.05.2020

Am 2. Jänner 2020 malten Unbekannte fünf Hakenkreuze auf das Denkmal für die niederländischen Gefangenen im Konzentrationslager Mauthausen. Es ist nur eine rechtsextreme Tat von vielen, wie die Beantwortung einer Anfrage der SPÖ-Abgeordneten Sabine Schatz durch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) zeigt. Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees, das die KZ-Überlebenden vertritt, fordert bessere Sicherheitsvorkehrungen bei der Gedenkstätte.

Wie oft wurde das KZ Mauthausen in den vergangenen Jahren geschändet?

Laut Anfragebeantwortung gab es in Mauthausen seit 2013 insgesamt 22 rechtsextreme Schändungen, in ganz Österreich waren es 107. Über die allermeisten Fälle wurde die Öffentlichkeit vom Innenministerium aber nicht informiert, auch wir vom Mauthausen Komitee nicht. Wir ahnten, dass es mehr Fälle gab, konnten das aber nicht beweisen.

Das KZ Mauthausen ist die wichtigste Gedenkstätte für NS-Überlebende. Gibt es dort keine Videokameras?

Leider nicht. Wir fordern seit langem eine Videoüberwachung zumindest der Eingänge, damit diese Rechtsextremen von der Polizei leichter ausfindig gemacht werden können.

Warum gibt es diese Kameras nicht?

Weil das Innenministerium der Meinung ist, solche Kameras würden das Gedenken stören. Aber wer gedenkt bei der Außenmauer? Der Bahnhof von Mauthausen wird videoüberwacht, die Gedenkstätte nicht.

Was sollte noch passieren?

Es braucht klare Richtlinien, wann und wie das Innenministerium solche rechtsextremen Schändungen kommuniziert.

Wie ist das Verhältnis zwischen Mauthausen Komitee und Innenministerium?

Das Verhältnis ist korrekt. Wobei Innenminister Karl Nehammer der erste für das KZ zuständige Minister ist, der das Mauthausen Komitee nicht zu einem Gespräch trifft. Und das, obwohl wir weit vor der Corona-Zeit um einen Termin gebeten haben.

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