Zeit am Schirm

TV-Kolumne

Medien, FALTER 19/2020 vom 06.05.2020

TV-Serien aus Italien haben ein ähnliches Problem wie österreichische Produktionen: Die Schauplätze sind einfach zu malerisch. Wen interessiert ein Mord auf dem Petersplatz oder vor dem Salzburger Dom, wenn der Blick an den Fassaden hängenbleibt? Insofern hat "Il processo"(Netflix) ein echtes Problem, denn die Serie erzählt einen Kriminalfall in Mantua, einer der schönsten Städte Italiens.

Prüfung bestanden: Die Geschichte über den Mord an einer 17-Jährigen und den anschließenden Gerichtsprozess bleibt bis zuletzt spannend. Der Verteidiger (Francesco Scianna) der Angeklagten verfügt über jenes Übermaß an toxischer Männlichkeit, das eine vorschnelle Identifikation verhindert. Camilla Filippi spielt eine Staatsanwältin, deren Engagement für das Recht jenes aus "Tatort"-Krimis bekannte Moralisieren vermeidet. Wenn sie einen Mann zum Essen einlädt, kann das als Zeichen von Emanzipation gelesen werden. Sie selbst studiert den Kassabon indes als mögliches Beweismittel. Und die Tatstadt Mantua: sofort hinfahren, sobald der Brenner wieder offen ist!

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