"Hallo, wie geht's euch?"
Wie kam es zu den Bildern von Sebastian Kurz im Kleinwalsertal? Die Rekonstruktion einer Panne
Foto: DANIEL MIHAILESCU
Sie hat in kein Flugzeug eingecheckt, sie stieg in keinen Sonderzug. Die rumänisch-ungarische Grenze passierte Maria* zu Fuß, ein paar hundert Meter weiter wartete ein Autobus. Sicherheitsmaßnahmen? „Wir saßen jeweils einzeln auf der Bank.“ 260 Euro kostet eine solche Fahrt. Man braucht Bargeld und Sitzfleisch. Maria hat violett gefärbte Haare, sie trägt einen großen Ehering. Sie kommt aus dem Süden Rumäniens. Einen ganzen Tag war sie unterwegs, bevor sie endlich am Donnerstag in der Früh im Novotel am Wiener Hauptbahnhof im Einzelzimmer ankam. Jetzt ist Freitag, kurz vor Mittag. Maria sitzt beim Eingang, zieht an der ersten Zigarette seit 24 Stunden, schaut in den Nieselregen und seufzt: „Endlich wieder Arbeit!“
Im Novotel, einem gesichtslosen Hotelklotz zwischen den Baugruben beim Hauptbahnhof, schläft in der Corona-Krise eine Gruppe an Personen, die so systemrelevant wie unsichtbar ist. Sie bleiben immer nur für eine Nacht: die 24-Stunden-Betreuerinnen. Aktuell 61.922 solche Betreuerinnen pflegen rund 33.000 Österreicher, die nicht mehr allein sein können. Die meisten kommen aus der Slowakei oder aus Rumänien. Mehr als 90 Prozent sind weiblich. Die Covid-19-Pandemie hat ihren Rhythmus aus Arbeit im Ausland und Erholung zu Hause, den Turnus von 14 bis 28 Tagen gestört. Grenzen wurden geschlossen. Doch nicht nur auf Maria hat in Ungarn auf staubigen Parkplätzen ein Chauffeur gewartet.
Pflegekräfte dürfen mit Bus und Zug in Österreich einreisen, wenn sie „unverzüglich eine 14-tägige selbstüberwachte Heimquarantäne“ antreten oder einen molekularbiologischen Covid-Test durchführen, so steht es in der Covid-Verordnung.