Geheimsache Ibiza
Befangene Ermittler, zurückgehaltene Beweise, Interventionen, Druck von oben: Ermittlungsakten zur Ibiza-Affäre zeigen, wie subtil und nachhaltig die Korruptionsstaatsanwaltschaft bei ihren heiklen Ermittlungen boykottiert wird

Foto: Der Spiegel/SZ
Vergangene Woche hat Ilse Maria Vrabl-Sanda, Chefin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in der Erdberger Dampfschiffgasse, wohl ein klein wenig gestutzt, als sie in den Computer blickte. Auf Krone-TV war Ministerialrat Andreas Holzer zu sehen, der schneidige Chefermittler der Ibiza-Sonderkommission „Tape“. Eigentlich ist Holzer nicht Chefermittler, sondern Zuarbeiter der Justiz.
Vor der Boulevardpresse bot der ranghohe Polizist aber nun bereitwillig Einblick in die neuesten Beweismittel aus einer der sensibelsten Verschlussakten der Republik. Beweismittel, die er der Korruptionsstaatsanwaltschaft sechs Wochen lang vorenthalten hatte. Beweismittel, auf die das ganze Land wartet.
Man habe im April das Ibiza-Video beschlagnahmt, plauderte Holzer nun in Interviews drauflos, auf einer Micro-SD-Karte abgespeichert sei es in einer Steckdose gefunden worden, erzählt die Soko den Medien. Auch er habe sich das Band angesehen, es sei aber, so urteilte er auch gleich, „strafrechtlich nicht ergiebig“. Das hinderte Holzer nicht daran, ein paar beschlagnahmte Beweismittel auf seinem Couchtisch auszubreiten, exklusiv für die Krone. Dahinter gut positioniert: Polizist Holzer.