Alle für eines - manche für sich
Mit einem historischen Notprogramm will die EU-Kommission die Corona-Krise meistern. Aus Österreich kommt Widerstand. Oder ist das nur ein taktisches Verhandlungsmanöver?
Europa, das war im Bundeskanzleramt einmal sechs Quadratmeter groß. Vor dem wandfüllenden Werk "Pendeln 64" des deutschen Künstlers Olaf Osten ließ Bundeskanzler Sebastian Kurz vor einiger Zeit noch Staatsgäste Platz nehmen, servierte Wladimir Putin, Donald Tusk, Viktor Orbán Kaffee. "Pendeln 64" zeigt das Wiener Museumsquartier auf eine EU-Landkarte schraffiert, wobei Europa kopfsteht. "Die persönliche Wahl" im Antichambre verweise auf "die proeuropäische Haltung des Bundeskanzlers", hieß es vor zwei Jahren seitens des Pressesprechers.
Europa als Kompass hat für Sebastian Kurz heute ausgedient. Jetzt gefällt er sich eher in der Rolle des Anführers der selbsternannten "sparsamen vier", eine Gruppe an Staaten, die sich dem Brüsseler Monolith - zumindest nach eigener Lesart -entgegenstellt. Bei den Verhandlungen zum EU-Budget kurz vor Ausbruch der Corona-Krise hatten sich Österreich, Schweden, die Niederlande und Dänemark bereits vehement gegen eine Ausweitung des Budgetrahmens