Prost! Lexikon der Getränke. Diese Woche: Milch in der Glasflasche

Glasflaschen als Kulturgut und Symbol einer Kreislaufwirtschaft

Stadtleben, FALTER 23/20 vom 03.06.2020

Haben Sie sich vor zwei Jahren auch gefreut, dass es die Milch wieder in der Flasche gibt? Die Freude verflog schnell, als klar war, dass es sich um Einweggebinde handelte. Damit war das tolle Marketingkonzept mit Öko-Anstrich sofort wieder dahin. Zwei Jahre später haben sich auf Druck von NGOs Berglandmilch, Spar und Ja! Natürlich dazu durchgerungen, wieder auf Mehrweg zu setzen.

Man fragt sich als Laie, ob denn das auch wirklich etwas für die Öko-Bilanz bringt. Die Umweltberatung etwa rechnet vor: Beim Transport von Einweg komme jedes Mal der Weg zur Glasfabrik hinzu. Sonst zirkuliert die Mehrwegflasche bis zu 40-mal zwischen Konsument, Händler und Abfüller. Was den Energieaufwand bei der Reinigung betrifft, muss auch Einweg vor dem Einschmelzen gesäubert, sortiert und zermahlen werden. Hauptpunkt ist allerdings der hohe Energieaufwand beim Einschmelzen des Glases, was beim Einwegprodukt bei jedem Kauf aufs Neue hinzukommt. So viele Vasen und Behältnisse für selbstgemachte Sirupe lassen sich da gar nicht sammeln, um diesen Energieaufwand wettzumachen. Außerdem ist man es beim Bier längst gewöhnt, dass man die Flaschen retourniert, auch die Mineralwasserflasche kommt wieder in Mode. Die Beliebtheit von Glas ist vermutlich seiner guten Haptik geschuldet. Glas ist darüber hinaus auch "inert". Das heißt, dass es keine Stoffe an den Inhalt abgibt.

Mehrwegglas wird aber ab einer gewissen Distanz von diversen "Paks" abgehängt: Gewicht und logistische Vorzüge sind da nicht schlecht. Aber Hand aufs Herz: Grundnahrungsmittel wie Milch sollten "regional" sein. Und ob man den breiten Milchflaschenhals auch so verkleinern kann, dass beim "Schnell-mal-Trinken" kein Malheur passiert? Ein Luxusproblem!

Rezensierte Getränke wurden der Redaktion fallweise kostenlos zur Verfügung gestellt

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