Der amerikanische Albtraum

Nach George Floyds Tötung schaut die Welt schockiert auf den Rassismus in den Vereinigten Staaten. Die afroamerikanische Kunst bezieht schon lange dazu Stellung

Nicole Scheyerer
FEUILLETON, FALTER 24/20 vom 09.06.2020

Es geschah in der Dunkelheit, aber die Schläge waren gut beleuchtet. Im Scheinwerferlicht eines Polizeiautos wurde 1991 Rodney King halbtot geprügelt. Der Afroamerikaner war vor einer Verkehrskontrolle geflohen, was zu einer Verfolgungsjagd samt Helikoptern führte. Als ein Anrainer draußen Hubschrauber hörte, schnappte er seine Kamera und filmte die vier Cops, die auf den auf dem Asphalt liegenden Verkehrssünder eindroschen.

Der Schock war groß, als die schlimmsten Minuten des Videos weltweit in den Nachrichten liefen. Ihre volle Wirkung zeitigten die Bilder aber erst ein Jahr später: Nach dem Freispruch für die Polizisten brachen verheerende Unruhen aus, die zu Bränden im Stadtteil South Central L.A. und mehr als 50 Toten führten.

Das Rodney-King-Video wurde in der Folge zu einer kulturellen Ikone. Der Filmemacher Spike Lee verwendete es im Vorspann seines Biopic „Malcolm X“ über den 1965 ermordeten Bürgerrechtler. 1993 lief das Video auf der Kunstbiennale des New Yorker Whitney Museum. War es nun zum Kunstwerk geworden? Diese politische Ausstellung mit einem für damals ungewöhnlich hohen Anteil an Frauen und Afroamerikanern fragte nach dem Dokumentarischen in der Kunst.

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  1835 Wörter       9 Minuten

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