„Der Autofahrer ist kein Mensch“
Einst als Autohasser verspottet, gilt der Verkehrsexperte Hermann Knoflacher heute als Visionär einer modernen Mobilität. Ein Gespräch über 50 Jahre Kampf gegen das Auto

Foto: Heribert Corn
Professor Hermann Knoflacher steht vor dem Institut für Verkehrsplanung in der Gußhausstraße, und die Leute lächeln ihn an. Manche fotografieren ihn, manche schütteln den Kopf. Knoflacher hängt sich jetzt nämlich noch einmal sein berühmtes „Gehzeug“ um, jenen großen, groben Holzrahmen mit Nummerntaferln, den er erstmals Mitte der 1970er-Jahre hat produzieren lassen.
Das „Gehzeug“ sollte den Menschen zeigen, wie viel Platz sie für ihr „Fahrzeug“ verschwenden, es sollte in der Verkehrspolitik zum Umdenken führen, so wie der ausrollbare „Parkplatz“, den Knoflacher erfand. Das war ein Stück Kunstrasen in der Größe einer Autoabstellfläche, den er – mit einem Tascherl für einen Parkschein versehen – am Straßenrand ausrollte, um einen Autoabstellplatz sinnvoller zu nutzen. Als die Polizisten sahen, dass Knoflacher brav seinen „Parkschein“ ausfüllte und ins Tascherl steckte, zogen sie von dannen.
Knoflacher, von Autofahrern gehasst und als Spinner abgestempelt, ist der österreichische Visionär einer autofreien Mobilität. Heuer feiert der Kärntner seinen 80. Geburtstag und blickt auf einen mehr als 50 Jahre währenden Kampf gegen das „Virus Autos“ (so der Name seines gleichnamigen Buches) zurück.