Cloud Rap, Büchersucht und ausgedruckte Tweets
Der Bachmann-Preis im Ausnahmejahr 2020 war eine sehr technische Angelegenheit, letztlich aber doch ziemlich analog
Das Alte versus das Neue, Glasfaser versus Holz, Weltuntergangsszenarien versus versöhnliches "Alles gut", Hip-Hop-Ästhetik versus beinharte Gesellschaftskritik -der Ingeborg-Bachmann-Preis 2020 stand im Zeichen krasser Gegensätze. Dass die Jury über das literarisch Gebotene uneins war und die 80-jährige deutsche Autorin Helga Schubert erst im Stechen nach drei Wahlgängen als Gewinnerin des mit 25.000 Euro dotierten Bachmann-Preises hervorging, passte da gut ins Bild.
Aber der Reihe nach: Die 44. Tage der deutschsprachigen Literatur fanden mehr via Digitalkonferenz als vor Ort in Klagenfurt statt. Dort waren heuer nur die Regie, ein Notar sowie Moderator Christian Ankowitsch, der nicht müde wurde zu betonen, es handle sich um den "Bachmann-Preis im Ausnahmejahr". Der Notar las ausgewählte Tweets vor, allerdings -so viel Old School musste sein -hatte er dafür keinen Bildschirm, sondern Ausdrucke zur Hand. Auch das Studio sollte mit seiner Retrooptik wohl Entschleunigung signalisieren: