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Abschiedskritik an der Süddeutschen Zeitung

Medien, FALTER 28/20 vom 08.07.2020

Die Süddeutsche Zeitung gilt als eine der besten deutschsprachigen Zeitungen. Für viele ist sie die beste. Dort zu arbeiten ist der Traum vieler Journalisten. Für ihre Seite drei lange Reportagen zu schreiben, die Erfüllung. Birk Meinhardt hat das alles erreicht, und doch hat sich der zweifache Egon-Erwin-Kisch-Preisträger von der SZ verabschiedet und in einem schmalen Buch ("Wie ich meine Zeitung verlor. Ein Jahrebuch", Das Neue Berlin, 15 Euro) begründet, warum. Sein Vorwurf: Selbst große Qualitätsblätter wie die SZ tragen zur Polarisierung und Radikalisierung bei, obwohl sie das Wohlmeinende, Aufklärerische im Journalismus vor sich hertragen. "Wieso begreifen sie nicht, daß sie ohne Unterlaß mit erzeugen, was sie so dröhnend verdammen?", fragt Meinhardt.

Drei seiner Texte wollte das Blatt nicht drucken, über die Jahre hat das Meinhardt von der SZ entfremdet. Einmal ging es um die Folgen des Investment-Bankings bei der Deutschen Bank, was das Wirtschaftsressort störte. Ein anderes Mal um eine Reportage über zwei zu Unrecht verurteilte Rechtsextreme im Osten Deutschlands, die den Rechten in die Hände spielen würde. Aus der SZ-Redaktion heisst es allerdings, weniger Meinungsverschiedenheiten, als Meinhardts Arbeitshaltung seien der Grund für seinen Abschied gewesen.

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