China Kitchen
1060 Wien, Linke Wienzeile 20
schließt um 23:00 Uhr
Foto: Heribert Corn
Die Küche der chinesischen Provinz Sichuan hat in den vergangenen Jahren enorm an Popularität gewonnen, und zwar interessanterweise nicht nur in Wien. Das sehe in China gerade nicht viel anders aus, erzählt ein Insider, da die kulinarisch sonst eher konservativen Chinesen seit ein paar Jahren Gefallen an der scharfen, intensiven Küche Sichuans gefunden hätten. Und weil das Durchschnittseinkommen in Sichuan immer noch bedeutend niedriger ist als etwa an der Küste, suchen viele Gastronomen und Köche ihr Glück dort oder gleich in Europa.
Das Chinarestaurant No. 27 in der Ungargasse war vor zehn Jahren eines dieser Restaurants, wo man sich die scharfe Pracht einverleiben konnte, vor fünf Jahren machte sich Küchenchef Zhang Fa Jun dann selbstständig, übersiedelte an die Wienzeile, Wiens China-Community nahm das Lokal mit Freude auf. Nur: Der Name China Kitchen No. 27 war dem Chinarestaurant No. 27 ein bisschen sehr ähnlich, viele Leute glaubten, die Lokale hätten was miteinander zu tun (kein Wunder!). Und deshalb wurde jetzt nicht nur umgebaut, sondern auch ein neuer Name gewählt: China Kitchen, auch nicht gerade der Differenzierungswahnsinn, aber okay.
Das neue Design ist frisch, hell, modern, man sitzt an Pulten in richtiger Höhe und die Wand wurde mit einem Bild von singenden Vögeln bemalt. Ein friedliches Bild, das keine Ahnung dessen vermittelt, was sich hier auf der Karte abspielt, denn das ist drastisch, fallweise ein bisserl arg, aber selbst dann unheimlich gut zubereitet. Innereien sind das große Ding hier, es sei aber geraten, auch beim Gemüse oder beim Tofu zu stöbern. Und auch sei geraten, in Gruppen anzureisen, denn für eine Person sind diese Portionen hier einfach nicht gemacht. Also etwa gebratene Tigerhaut-Pfefferoni in „würziger Pfeffersauce“, die aus Sesamöl und fermentierten Sojabohnen besteht, was insgesamt eine grandiose Kombination ergibt (€ 6,80). Der Kuttelsalat hier ist legendär, „Rindersehnen in Scheiben“ klang dann aber noch interessanter: eine Art Sulz, hauchdünn geschnitten und mit Zucchini, grünem Koriander, gerösteten Sesamkörnern und reichlich rotem Chili-Öl – man schwitzt, wo man sonst nie schwitzt (€ 6,20). „Tausend Schichten Schweineohren“ ist da sehr ähnlich, auch eine köstliche Sulz, aber mit etwas anderem Biss, auch sehr gut (€ 7,20), und wer seine Freunde beeindrucken will, nimmt pochierten Bluttofu und Rinder-Innereien mit Frühstückswurst in Chili-Öl: Das ist eine Art chinesisches Bruckfleisch, bei dem Würfel von seidig-zartem Blut-Pudding mit fein geschnittener Zunge, Kutteln und anderem Gekröse sowie einer Art chinesischer Mortadella mit Pilzen und Gemüse im heißen roten Öl baden (€ 16,80). Keine Sorge, es gibt eh auch weniger arge Sachen, ich hab sie aber nicht probiert.
Resümee:
Eine neue Dimension der Sichuan-Köstlichkeit in Wiens Quartermile der zentral- und nordwestchinesischen Versuchungen.
China Kitchen, 6., Linke Wienzeile 20, Tel. 01/581 24 86, Mo–Sa 11.30–22, Fei 12–22 Uhr, www.chinakitchen-vienna.at