Enthusiasmus Kolumne der Superlative
Das beste Spiel der Welt der Woche
Zwei Teenager von heute auf morgen im E-Learning-Modus. Der eine leicht angespannt, weil kurz vor der Matura, der andere dauermüde, weil nächtelanges Telefonieren die mangelnden Sozialkontakte kompensieren muss. Die Mutter, Shutdown hin oder her, ist als Ärztin täglich in Kontakt mit Patienten, was gerade unbehaglich ist; der Vater blockiert - anders unbehaglich -permanent das Wohnzimmer, weil dort das Internet am besten funkt.
Die Zeitung, für die er arbeitet, hat beschlossen, den Kulturteil nicht zurückzufahren, sondern massiv auszubauen. Er ist noch dünnhäutiger als sonst, er nervt, und dann trägt er auch noch wochenlang denselben alten Schlabberpulli.
Superrelaxt ist es bei mir zuhause zwischen Mitte März und der Rückkehr ins Büro Mitte Juni nicht zugegangen. Warum wir den Shutdown als Familie dennoch unbeschadet überstanden haben? Qwirkle! Das so simple wie komplexe Spiel war der Blitzableiter für unsere Emotionen, der allabendliche Zaubertrick, um den Lagerkoller wegzuhexen.
Qwirkle besteht aus 108 Steinen. Es gibt sechs Symbole und sechs Farben, jeder Stein existiert dreimal, dieselben Farben dürfen aneinander gelegt werden, dieselben Symbole ebenso. Jeder Stein zählt einen Punkt, eine volle Sechserreihe ist ein Qwirkle und ergibt zwölf Punkte, mit viel Glück genügt ein Stein für einen Doppel-Qwirkle. Das sind dann 24 Punkte. Man spielt reihum, gegeneinander und doch auch miteinander; für jeden gelegten Stein darf ein weiterer gezogen werden.
Kaum eine Runde ging ohne emotionale Aufwallung vonstatten. Aber danach war fast immer fast alles wieder gut. Inzwischen sind wir zur Normalität zurückgekehrt. Qwirkle spielen wir trotzdem weiterhin täglich. Zur Prävention.