Stadtrand Urbanismus

Das Wien, von dem der Kanzler träumte

STADTLEBEN, FALTER 29/20 vom 15.07.2020

Bitter, wenn der größte Kritiker der Bundeshauptstadt der eigene Kanzler ist. Das gesellschaftsliberale Wien ist Sebastian Kurz' ewiges Negativbeispiel, Wiener seien faul und ihre Schulen schlecht, die Integration der Türken sei gescheitert, der Kampf gegen Corona auch.

Es gab eine Zeit, von 2008 bis 2011, da Sebastian Kurz selbst als JVP-Wien-Vorsitzender und Gemeinderat Stadtpolitik machte. Wie würde das Wien aussehen, von dem er damals träumte?

Der Geilomobil-fahrende Jungfunktionär wünschte sich ein Drogenlokal, wo Süchtige "in geschützter Atmosphäre konsumieren". Er kämpfte gegen "die Zerschlagung jedweder Partykultur" durch die ÖVP-Bezirkschefin Ursula Stenzel und forderte öffentliches W-Lan. Für die Nacht-U-Bahn kampagnisierte er so lange, bis sie wirklich fuhr.

Kurz kritisierte das Bettelverbot und "die Verdrängung gewisser Bevölkerungsgruppen", auf dem Gürtel wollte er mehr Grün statt Autos sehen. Gegen die Finanzkrise sollte ein Solidarbeitrag von "Spitzenverdienern und Privatstiftungen" helfen.

Endlos schade auch, dass aus der von ihm geforderten "Magnetschwebebahn entlang der Stadtgrenzen" nichts wurde.

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