Die Corona-Ampel: Schwachpunkt sind die derzeit zu langsamen Tests

POLITIK, FALTER 29/20 vom 15.07.2020

Rot, Gelb und Grün: "Diese Ampel soll der Bevölkerung auf den ersten Blick - ähnlich den Lawinenwarnungen - vermitteln, wie hoch das Corona-Risiko auf Bundesebene und in den einzelnen Bundesländern jeweils aktuell ist", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei der Präsentation der Corona-Ampel vergangenen Donnerstag. Was Experten seit langem fordern und etwa das Complexity Science Hub Vienna (CSH) auf seiner Homepage anhand der Infektionszahlen auf Bezirksebene runtergebrochen bereits visualisiert, soll im Herbst der neue Maßstab für Einschränkungen sein.

Hat ein Bezirk seit mehr als 14 Tagen keine Neuinfektionen pro 10.000 Einwohner, schaltet die CSH-Ampel auf Grün. Gibt es mehr als zehn positiv getestete Fälle pro 10.000 Einwohnern, schaltet die Corona-Ampel auf Rot. Anschobers Corona-Ampel will darüber hinaus auch die Spitalskapazitäten, das Verhältnis der positiven zu allen Corona-Tests sowie die Frage berücksichtigen, ob alle Infektionscluster zurückverfolgt werden konnten.

Dahinter steht der Gedanke, einen zweiten nationalen Lockdown nach Möglichkeit zu vermeiden und die Virusbekämpfung so regional wie möglich zu halten. Und nachvollziehbar für alle Einwohner zu machen, wann welche Einschränkungen notwendig sind.

Testen, tracken und eindämmen heißt es dann, beim Testen gibt es derzeit aber noch große Probleme. "Wieso bieten private Labors Tests mit Ergebnissen binnen 24 Stunden, oft sogar binnen sechs Stunden an, aber das staatliche Gesundheitswesen braucht dafür oft mehr als drei Tage?", wundert sich Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Sie kennt Unternehmen, die Covid-19-Tests inzwischen privat organisieren, auf eigene Kosten, damit sie schneller Gewissheit über Verdachtsfälle haben. "Gerade für Schulen und Kindergärten brauchen wir dringend eine 'fast lane', damit im Herbst die Familien nicht wieder belastet werden", fordert Meinl-Reisinger.

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