Der Mann der Mitte

Dieter Nuhr ist Deutschlands erfolgreichster Satiriker. Für seinen Spott über linke Tabus bezieht er Prügel. Woher dieser Hass?

Matthias Dusini
FEUILLETON, FALTER 33/20 vom 11.08.2020

Foto: Dieter Nuhr

Das Feindbild lächelt freundlich. Der deutsche Satiriker Dieter Nuhr, 59, war eines der ersten Mitglieder der grünen Partei und stellt seine Fotokunst in Galerien aus. Er wohnt in keinem hippen Berliner Bezirk, sondern in der Provinz. Wenn der Comedian das Mikrofon in die Hand nimmt, zuckt ein Teil des Publikums zusammen. Mit sanfter Stimme und kleinen Schlägen entwickelte sich Nuhr zu einem der erfolgreichsten Humorperformer des Landes. Den einen bereitet er Freude, den anderen Schmerz.

Dieter Nuhr kommt nächste Woche nach Wien auf die Freiluftbühne Theater im Park. Da liegen einige unruhige Wochen hinter ihm, die ihm jede Menge Zorn und Interviewanfragen bescherten. Die Affäre um einen mündlichen Gastbeitrag, den Nuhr im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft formulierte, wird rasch vergessen sein. Doch sie ist symptomatisch für die emotional aufgewühlte Umgebung, in der Nuhr seine Kleinkunst zum Besten gibt. Und sie zeigt, dass Political Correctness den Kulturbetrieb vergiftet.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die jährlich 3,4 Milliarden Euro an Fördergeldern vergibt, feiert den 100. Jahrestag ihrer Gründung mit einer Werbekampagne. Unter dem Slogan „Für das Wissen“ gaben Politiker und Politikerinnen, Professorinnen und Professoren Statements ab. Auch Nuhr wurde eingeladen, seine Sicht zu formulieren. Er behauptete, dass die Naturwissenschaft für ihn keine Heilslehre sei, sondern der Widerstreit von Thesen. Eine gänzlich unpolemische Äußerung. Daraufhin brach über die Organisatoren ein Shitstorm herein.

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  1222 Wörter       6 Minuten

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