„Eine explosive Mischung“
Was steckt hinter dem humanitären Desaster von Moria? Und wie sollen sich Österreichs Regierung und die EU verhalten? Ein Gespräch mit dem Migrationsexperten Gerald Knaus über die Abschreckung an der Grenze und die Zeit danach
In Moria brennen die Flüchtlingszelte, die Europäische Union ist ratlos und die österreichische Bundesregierung streitet über die Aufnahme von ein paar hundert Flüchtlingen. Was steckt hinter dem Kampf um die Asylwerber in Griechenland? Wieso konnte die Lage in einem EU-Land so eskalieren. Gerald Knaus, 50, ist Direktor des Thinktanks European Stability Initiative. Die vor allem von Schweden und der Mercator-Stiftung unterstützte Denkfabrik berät Regierungen in aller Welt. Knaus selbst bereiste Griechenland und legt in wenigen Wochen sein Buch „Welche Grenzen brauchen wir?“ im Piper-Verlag vor. Seine Analysen über den Zustand von Demokratie und Menschenrechten machen ihn mittlerweile auch zum Ziel giftiger Kampagnen. Seit zwei Wochen hetzt etwa Ungarns Viktor Orbán gegen den in Harvard ausgebildeten österreichischen Politologen.
Falter: Herr Knaus, was haben Sie sich gedacht, als Sie die Worte von Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hörten, wonach das „Geschrei nach Verteilung“ von Asylwerbern des abgebrannten Lagers im griechischen Moria keinen Sinn habe?