Das Haus der Hartherzigkeit
Drei Pflegehelferinnen und ein Pfleger stehen wegen sexuellen Missbrauchs von Alten vor Gericht. Ihre Chats dokumentieren Abgründe

Heribert Corn
Die vier Angeklagten stehen jetzt vor dem Landesgericht St. Pölten und rauchen eine. Vor wenigen Minuten mussten sie sich im Schwurgerichtssaal noch wegen Quälens von Heimbewohnern und sexuellem Missbrauch von über 80-jährigen dementen Frauen verantworten. Vier Jahre lang hatten die Kripo, die Gerichtsmedizin und Zeuginnen aus dem Haus der Barmherzigkeit Beweise zusammengetragen, ja sogar Leichen exhumiert. Die Angeklagten aber sagen in breitem niederösterreichischem Slang: "Des is ois a Intrige."
Es war ein belastender Tag für die vier. Die Beschuldigteneinvernahmen laufen nicht so, wie sie sich die Angeklagten vorgestellt hätten. Eine Angeklagte lächelt unentwegt, offenbar aus Unsicherheit oder Scham. Die Richterin irritiert das. "Wieso lachen Sie?""I loch eh ned", antwortet die Beschuldigte. Ihre Mitangeklagte bekommt während des Verhörs einen Heulkrampf und muss den Saal verlassen.
Ihr Verteidiger, ein alter Senior mit Strohhut, scheint keine überzeugende Strategie zu haben,