Erscheinungen Personen, Trends, Kampagnen

Wie eine Novomatic-Story aus dem News flog

FLORIAN KLENK
Medien, FALTER 40/20 vom 30.09.2020

Vergangene Woche veröffentlichte die Tänzerin Roswitha Wieland auf Facebook stolz ein PDF des neuen News-Titelblatts, das sie offenbar vorab bekommen hatte: "Der Tanz mit dem Virus". Der Dancing Star war das Covermodel.

Politisch Interessierte entdeckten noch etwas auf dem neuen News-Cover, und zwar die Schlagzeile "Der Kronzeuge. Ein Insider schildert das System Novomatic". Offenbar hatte das Magazin eine Aufdeckerstory über den wegen mutmaßlicher Schmiergeldzahlungen in die Schlagzeilen geratenen Glücksspielkonzern.

Am Donnerstag aber war die im Netz von der Tänzerin Wieland offenbar voreilig rausgespielte Titelseite mit der Novomatic-Story verschwunden.

Auch die bereits gedruckte Ausgabe von News wurde eingestampft und neu gedruckt. Ein bisher nie dagewesener Vorgang. Was war geschehen? News-Reporter Günter Fritz schrieb eine Geschichte über Peter Barthold, einen Ex-Mitarbeiter der Novomatic, der seit Jahren über angebliche Machenschaften des Konzerns auspackt und diese Woche auch vor dem U-Ausschuss sprechen wird.

Die Geschichte sei sauber recherchiert gewesen, so News-Kollegen. News-Herausgeber Horst Pirker intervenierte jedoch in der Chefredaktion, dass die Story nicht erscheint. Sein Vorwurf: Die Geschichte enthalte keine neuen Facts, Bartholds Vorwürfe seien von einem Gericht als unglaubwürdig bewertet worden. Pirker: "Ich bin jemand, der gerne kämpft, wenn es der Hygiene des Landes dient. Aber diese Story war ein Aufguss." Es habe keinen Re-Check bei Novomatic gegeben. Die Novomatic hält fest, sie sei von News nie kontaktiert worden und habe News auch nicht kontaktiert.

ANZEIGE

Fanden Sie diesen Artikel interessant? Dann abonnieren Sie jetzt und bleiben Sie mit unserem Newsletter immer informiert.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Alle Medien-Artikel finden Sie in unserem Archiv.

12 Wochen FALTER um 2,17 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!