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Pressekolumne

NINA HORACZEK
Medien, FALTER 40/20 vom 30.09.2020

Es war eine Hochzeit in Schrems, die zu einem Corona-Cluster wurde. Braut und Bräutigam stammen aus Familien, die aus der Türkei nach Österreich gekommen sind. "Es ist für mich einfach unverantwortlich, in Zeiten einer weltweiten Pandemie eine solch große Feier zu veranstalten, auch wenn es sich um eine Hochzeit handelt", schimpfte Integrationsministerin Susanne Raab über diese türkische Hochzeit. "700 (!) Personen waren letztendlich auf der Feier!", empörte sich die Kronen Zeitung. Selbst die Vorarlberger Nachrichten im fernen Ländle informierten ihre Leser darüber, das eine "türkische Hochzeit mit 700 Personen Ausgangspunkt eines Coronavirus-Clusters" ist.

Die Gratiszeitung Heute berichtete zuerst auch, was die Behörden sagten. Doch dann fragte Heute beim Brautpaar nach: Am Eingang wurde Fieber gemessen, laut Gästeliste kamen statt angeblicher 700 damals noch erlaubte 207 Personen, und an den Tischen saßen maximal vier Personen zusammen. "Audiatur et altera pars", man muss auch die Gegenseite hören, ist ein zentraler Grundsatz des Journalismus. Liebe Heute, danke dafür!

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