Stein des Anstoßes
Eine Intervention kontextualisiert das Denkmal des Antisemiten Karl Lueger. Rechtsradikale reagieren mit dem Hammer
Mit dem Andenken an den christlichsozialen und stramm antisemitischen Wiener Bürgermeister Karl Lueger tut sich die Stadt auch 110 Jahre nach dessen Ableben noch schwer. Vor acht Jahren wurde der Karl-Lueger-Ring in Universitätsring umbenannt, und bereits 2010 schien es beschlossene Sache, auch dem Denkmal am Karl-Luger-Platz buchstäblich zu Leibe zu rücken: Der aus einem Wettbewerb mit 220 Einreichungen siegreich hervorgegangene Entwurf sah vor, das Bronzestandbild einfach um 3,5 Grad nach rechts zu kippen.
Nun hat am vergangenen Montag ein Künstlerkollektiv um Eduard Freudmann Hand angelegt und zwei der insgesamt sieben "Schande"-Graffiti, die im Juli von Unbekannten auf dem Steinsockel angebracht worden waren, mittels Betonguss und Goldlack zur Dreidimensionalität verholfen. Durch die Entfernung von Bauzäunen war das Denkmal wieder zugänglich gemacht worden. Bis zu den Wien-Wahlen am Sonntag soll durch eine tägliche "Schandwache" sichergestellt werden, dass die für den 9. Oktober angekündigte Entfernung der Graffiti auch weiterhin unterbleibt.