Königin ohne Land
Die Musikerin und Komponistin Julia Lacherstorfer schenkt der österreichischen Volksmusik, was ihr bislang weitgehend fehlt: Lebensgeschichten von Frauen
Der Tod kommt als Freund. Nach einem langen und beschwerlichen, bisweilen auch schönen Leben ist es Zeit. "Irgendwann bin i miad, sitz mi hin und woat, dass mi da Tod hoit", lautet eine dieser eindringlichen Zeilen, die auf dem Album "Spinnerin" zu hören sind.
Die Violinistin, Sängerin und Komponistin Julia Lacherstorfer legt diese Worte einer alten Bäuerin in den Mund, die Abschied nimmt. Es geht in "Irgendwann" nicht um eine spezielle Biografie. Das Lied ist jenen Bäuerinnen und Mägden, Hausfrauen und Arbeiterinnen auf dem Land gewidmet, die die Härte ihres Alltags schweigend und schuftend durchgehalten haben. Für ihre Familien und Höfe.
Diese Frauen mögen Opfer gewesen sein, der Zeit, des Patriarchats, ihrer Ehemänner. Doch Lacherstorfer will sie weder als solche darstellen noch ihre erzwungene Selbstlosigkeit idealisieren. Vielmehr geht es ihr darum, Biografien aus vergangenen Jahrhunderten zu skizzieren, die von einer großen Zähigkeit getragen waren. Von Glück oder Idylle ist hier nicht die Rede.