Die Rückkehr auf die Bühne
Corona habe die Mode gekillt, heißt es. Doch auf Nachlässigkeit folgt die Sehnsucht nach dem Aufbrezeln
Das Bild passte perfekt: Es gab keines. Als vorletzten Montag – am 12. Oktober – auf der Prater-Hauptallee das einjährige Jubiläum von Eliud Kipchoges Weltrekordlauf über die Marathondistanz gefeiert werden sollte, hätten dort jene unter dem Kipchoge-Zielbogen durchjoggen sollen, die zu bewegen auch dem kenianischen Ausnahmeläufer ein nicht nur von seinem Sponsor verordnetes Anliegen ist: Kinder – und zwar ausdrücklich keine Leistungssport-Hoffnungen, sondern ganz normale Kinder. Volksschulkinder.
Der Fototermin fiel aus. Kurzfristig. Obwohl sich die Schülerinnen und Schüler der (privaten) Volksschule in der Maurer Lange Gasse lange drauf gefreut hatten. Wegen eines K1-Falles musste die Fahrt in den Prater entfallen. Und damit das Bild der trotz Krise und Coronaampel sportlichen, laufenden Kinder. Das war und ist symbolträchtig. Denn der von Eliud Kipchoge 2019 nach Österreich mitgebrachte, 2012 von der schottischen Lehrerin Elaine Wyllie zu einer Initiative gemachte Daily-Mile-Gedanke besagt, dass sich Kinder in der Schule täglich mindestens 15 Minuten bewegen sollten. Nein, nicht im Turnunterricht – einfach so. Zwischendurch und zusätzlich zum Turnen. 15 Minuten lustvoller Bewegung entsprechen (bei Kindern) beim Laufen meist in etwa einer Meile, also 1,6 Kilometern.
Der „Daily Mile“-Idee haben sich allein in Großbritannien bisher über 6000 Schulen verpflichtet. In Österreich sind es 34, getragen und unterstützt wird die Plattform von den Machern des Vienna City Marathons. Nur geht manches derzeit eben nicht: Das Nicht-Bild aus dem Prater ist deshalb symbolträchtig. Obwohl gerade die Daily-Mile-Lehrer es an den meisten Schulen auch unter den derzeitigen Bedingungen schaffen, die Kinder in Bewegung zu halten.