NOTRUF AUS DEM SPITAL
Wenn die Zahl der Corona-Neuinfektionen nicht rasch sinkt, droht auf den Intensivstationen bald der Kollaps
Die Bauernopfer des Freihandels
1817 veröffentlichte der Ökonom David Ricardo seine Theorie der komparativen Vorteile, die zum Antrieb des globalen Freihandels werden sollte. Seine Formel lautet: Wenn jedes Land das herstellt, worin es am besten ist, und es mit jedem anderen Land ohne Zölle handeln kann, vermehrt sich der Wohlstand für alle. Rund 200 Jahre später nimmt der Schweizer Ökonom Mathias Binswanger diese Theorie auseinander und beschreibt an konkreten Beispielen, dass sie nie praxistauglich war. Uneingeschränkter Freihandel macht nicht alle reicher. Er zerstört die Landwirtschaft zugunsten von Handelsunternehmen und großen Konzernen. Dem Konsumenten nützt der Agrarfreihandel hingegen kaum. Im Gegenteil: Die Schädigung der Landwirtschaft kann gefährlich für die gesamte Gesellschaft werden. Am schlimmsten trifft es die ärmsten Länder, in denen Kleinbauern die Bevölkerungsmehrheit stellen. Hier hat der verheißungsvolle Freihandel oft zu noch mehr Armut und Leid geführt. Binswanger spricht sich in "Mehr Wohlstand durch weniger Agrarfreihandel" nicht generell gegen Freihandel aus, legt aber ebenso konzis wie anschaulich dar, dass dieser zu einer gewaltigen Zahl an Bauernopfern führt.
Mathias Binswanger: Mehr Wohlstand durch weniger Agrarfreihandel. Landwirtschaft und Globalisierung. Picus, 120 S., € 15,-