Der Virus und die Westbalkanroute

Der Kanzler macht die Pandemiebekämpfung zu einer Frage der Herkunft und Religion und lässt seine alten Feindbilder wieder aufleben

BARBARA TÓTH
Falter & Meinung, FALTER 50/20 vom 09.12.2020

Was beschämt mehr: dass Österreich einen türkisen Kanzler hat, der Migranten die Schuld dafür gibt, den Virus nach dem Sommer vom Westbalkan ins Land geschleppt zu haben? Oder dass Österreich einen grünen Vizekanzler hat, der 24 Stunden braucht, bis er Sebastian Kurz Auslassungen handzahm als "einseitig und von mangelnder Sensibilität" zurückweist?

Wer grün gewählt hat, braucht einen guten Magen. Wer türkis wählte, muss sich damit abfinden, dass der Kanzler, wenn es ihm dient, sich auch schon mal Fakten zurechtbeugt. Was Kurz letzten Mittwoch bei der Pressekonferenz zur Verkündung der neuen Corona-Maßnahmen behauptete, war nicht nur falsch, sondern auch perfide.

Er bedient damit ein ohnehin schon virulentes Vorurteil. Die "Ausländer", die "mit Migrationshintergrund" seien schuld daran, dass Österreich beim Pandemie-Management versagt. Kurz spaltet die Gesellschaft in ein autochthones "Wir" und ein fremdes "die Anderen". Er macht das zum denkbar schlimmsten Zeitpunkt: nach

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  814 Wörter       4 Minuten

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