" DIE HIPPIES HABEN DEM UTOPISMUS DER TECHINDUSTRIE VORGEARBEITET"
Der deutsch-amerikanische Germanist Adrian Daub über die Mythen des Silicon Valley und die Trump- Opposition der Universität Stanford
Kein Autor ist in den letzten Tagen und Wochen öfter zitiert worden als George Orwell. Die Konjunktur hält allerdings bereits länger an. Als Donald Trumps Anhänger während des Wahlkampfs 2016 die Inhaftierung von seiner Konkurrentin Hillary Clinton forderten und in Sprechchören „Lock her up!“ skandierten, konnte man sich an Orwells Fabel „Animal Farm“ (1945) erinnert fühlen, in der die klischeehaft ihrer vermeintlichen Natur folgenden Schafe bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit dem Slogan „Four legs good, two legs bad“ gegen ihre menschlichen Widersacher losblöken.
Eine weitere Orwell’sche Referenz wäre das Ritual der „Two Minutes Hate“ aus dem Roman „1984“, während deren sich die Einwohner von Ozeanien vor den Bildschirmen versammeln und ihrer kollektiven Wut gegenüber dem Vater aller Verräter, Emmanuel Goldstein – eine Anspielung auf Leo Trotzki, der eigentlich Bronstein hieß –, freien Lauf lassen. Prompt zog Hillary Clinton in ihren Erinnerungen „What Happened“ (2017) Parallelen zwischen den manipulativen Praktiken des totalitären Regimes von „1984“ und Donald Trumps „war on truth“.
Aber auch die Gegenseite beruft sich auf Orwell. Sperrt man Donald Trumps Twitter-Account oder löst die Verlagsgruppe Simon & Schuster einen Buchvertrag mit dem republikanischen Senator Josh Hawley, der die das Kapitol stürmenden Putschisten mit erhobener Faust begrüßt hat, dann ist vollkommen klar, was es geschlagen hat: „This could not be more Orwellian.“