Bis zum letzten Schuss
Lieferprobleme der Pharmakonzerne machen Österreichs Impfpläne kaputt. Wie ein Wiener Neustädter Arzt, Landesbeamte und die EU um Dosen kämpfen
Doktor Tschepper hat keine Zeit. Seit mehr als 20 Jahren praktiziert der Allgemeinmediziner in dem unaufregenden Hochhaus Julius-Willerth-Gasse 25 in Wiener Neustadt. In den vergangenen Tagen hat er nicht nur Patienten behandelt, sondern vor allem seine Kollegen beruhigt.
Rainer Tschepper ist Impfarzt, er soll ab dieser Woche andere niedergelassene Ärzte aus der Umgebung gegen das Coronavirus immunisieren. "Aber ich kriege nicht genügend Impfdosen", sagt er. Nämlich nur 120 für die erste Woche, allein 140 Ärzte aber haben sich oder die Mitarbeiter schon angemeldet. Dabei hat Tschepper auf seiner Webseite geschrieben, es mögen "nur stark exponierte Ärzte und Personal (vorzugsweise 40+)" kommen. Viele andere müssen warten. Und schimpfen am Telefon.
Nicht nur in Tscheppers niederösterreichischer Praxis ist der Impfstoff knapp. Die Bundesländer müssen die notwendigen Zweitimpfungen hinausschieben, andere versuchen Vakzine zu tauschen, der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker spricht von "dramatischer Mangelwirtschaft". Im Internet bieten Betrüger gepanschte Impfdosen aus China für mehrere hundert Dollar an. Ungarn verhandelt um den russischen Impfstoff Sputnik V. Und in Brüssel geht der Streit zwischen dem britischen Hersteller AstraZeneca und der EU-Kommission um den Impfstoff AZD1222 weiter.