DIE MUTIGEN TANTEN
Feministinnen in Wien organisieren Abtreibungsreisen für polnische Schwangere

Claudio Schwarz | Symbol (foto)
Treffpunkt ist der Bahnsteig. Es ist ein ungewöhnliches Blind Date am Wiener Hauptbahnhof. Dort holen Feministinnen polnische Schwangere ab, um sie zur Abtreibungsklinik zu begleiten. Zuvor haben die Aktivistinnen von "Ciocia Wienia" Zugverbindungen aus Polen und aktuelle Covid-19-Einreisebestimmungen geprüft sowie den Termin in der Abtreibungsklinik vereinbart. Seit das EU-Land Polen sein ohnehin extrem strenges Abtreibungsgesetz weiter verschärfte, helfen die Aktivistinnen bei der Reise nach Wien.
"Wir sind Feministinnen mit polnischem Background und leben in Wien", erzählt eine der Aktivistinnen von Ciocia Wienia dem Falter. Sie möchte wie auch ihre Mitstreiterinnen anonym bleiben. Denn während in Österreich diese Hilfeleistung zur Abtreibung legal ist, wäre sie in Polen strafbar. Wer sich dort offen für das Recht auf Abtreibung ausspricht, muss mit Drohungen militanter Abtreibungsgegner rechnen. Von diesen gibt es in Polen viele, und das nicht erst seit 2015, als die klerikalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) an die Regierung kam.