Der Elefant lebt
Die Wiener Staatsoper darf als Musiktheater nicht öffnen. Als Museum schon. Ein Rundgang führt durch den Ringstraßenprachtbau
Eine "versunkene Kiste" nannten sie die einen, "ein in der Verdauung liegender Elefant" die anderen. Als Kaiser Franz Joseph 1857 verlautbarte, ein Opernhaus auf der Ringstraße errichten zu wollen, waren nicht alle glücklich über den entstehenden Prachtbau im Stil der Neorenaissance.
Zwölf Jahre und über sechs Millionen Gulden später wurde die Oper am 25. Mai 1869 mit Mozarts "Don Giovanni" dem Publikum zugänglich gemacht.
Ende vergangener Woche öffnete das Haus am Ring, das coronabedingt seit 105 Tagen stillsteht, wieder seine Pforten - allerdings nicht als Opernhaus, sondern als Architekturmuseum.
Vom Vestibül aus geht es über die Feststiege auf die Galerie. Sieben Statuen aus weißem Marmor, die die sieben freien Künste symbolisieren, stehen an der prachtvollen Balustrade - eine Idee, die auf Richard Wagners Vorstellung eines Gesamtkunstwerks aus Architektur, Bildhauerei, Malerei, Musik, Dichtung, Tanz und Schauspielkunst zurückgeht. Über die leeren Gänge gelangt man in den