Der Versuch der reichen Dame
Österreich bekommt ein neues Medienhaus: eXXpress will liberal-konservativen Boulevard machen. Kann das funktionieren?

Ungewöhnliche Paarung: der Boulevardist Richard Schmitt und die politisch ambitionierte Anwältin Eva Schütz (Foto: Katharina Gossow)
Web eXXpress Medien Holding GmbH“ steht auf dem ausgedruckten A4-Blatt, das jemand in eine Folie geschoben und neben dem Eingang provisorisch aufgehängt hat. Die Adresse ist gut, das Türschild ist es noch nicht. 380 Quadratmeter im zweiten Stock des Wiener Museumsquartiers mit Blick auf die Mariahilfer Straße gehören der eXXpress-Redaktion, 70 Quadratmeter davon sollen zum TV-Studio werden, derzeit ist es noch ein leerer Raum. Dafür ist im Redaktionstrakt schon mehr los. Glastüren, ein Großraumbüro, daneben das Büro des Chefredakteurs Richard Schmitt mit Kuschelecke für den Bracco-Italiano-Welpen Baci, ein paar Schritte weiter das Reich der Herausgeberin Eva Schütz-Hieblinger, mit Couch und Laptop, am Schreibtisch eine Tupperware-Schale mit geschnittenem Gemüse.
Schütz-Hieblinger, 48, und Schmitt, 53, kann man ohne Übertreibung das ungewöhnlichste Mediengespann Österreichs nennen. Sie Rechtsanwältin mit dichtem türkisem Netzwerk, er Boulevardist mit Stationen bei Heute, Kronen Zeitung und Österreich. Mitte März starteten sie mit eXXpress, einem Medien- und Nachrichtenunternehmen „für Selberdenker“, so ihr Eigenanspruch. eXXpress, das klingt nach guter alter Tageszeitung, aber Papier spielt im Denken der beiden keine Rolle. Es soll zuerst als Onlineplattform, ab April als Onlinenachrichtensender den Betrieb aufnehmen. Es gibt 18 Redaktionsmitarbeiter, ein Jahresbudget von 1,7 Millionen Euro, für die Startphase von drei Jahren sei man finanziert, versichert Schütz.