Eine romantische Anleitung zur Post-Corona-Revolte
Der Publizist Robert Misik schreibt gegen die intellektuelle Lethargie an und entwirft eine Vision für eine Gesellschaft nach der Pandemie
Wenn Pamela Rendi-Wagner am Weltfrauentag im Parlament spricht, dann ist das ein wenig wie in einer Uni-Vorlesung. Sie räsoniert über das "Paradoxon" der Pandemie, weil es gerade Frauen waren, die als Systemerhalterinnen an der Front arbeiten mussten und so massiv unter Druck gekommen sind. Sie analysiert Corona als "Virus der Ungleichheit", als "Krise der Frauen" und als "Pandemie der Armut". Das ist klug, eloquent und am Ende immer höflich. "Warten Sie nicht, reden Sie nicht schön. Fangen wir jetzt gemeinsam an", appelliert sie an den Bundeskanzler.
Wenn Beate Meinl-Reisinger ans Rednerpult tritt, dann ducken sich türkise Abgeordnete schon einmal weg. Die Neos-Chefin kann abkanzeln wie eine Oberlehrerin, anklagen wie eine Staatsanwältin und scheut auch nicht vor Spott und Häme zurück. Zum Weltfrauentag musste Meinl-Reisinger im Parlament passen, ein Bandscheibenvorfall. Was sie von der Regierung jetzt will, hatte sie schon zuvor deponiert: offene, coronasichere Schulen und Arbeitsstiftungen