Köpfe der Woche
Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe
Charim: Einwurf
Am Identitätshimmel ist ein neuer Stern aufgegangen. In den USA altbekannt, wurde er hier erst kürzlich (wieder-)entdeckt. Er trägt den Namen "Klassismus". Der Name ist bedeutungsschwanger - denn die Bedeutung, die er in seinem Bauch trägt, wiegt schwer: Es ist die Klasse. Auferstanden aus den Ruinen der Linken, ist sie zum "Klassismus" mutiert.
Klassismus -das meint die Vorurteile und Diskriminierungen aufgrund der sozialen Herkunft. Das sind die abschätzigen Blicke, die herablassenden Gesten, das Herabschauen -denn Klassismus richtet sich vorwiegend gegen Schlechtergestellte. Er reicht von mangelnder Anerkennung bis hin zu offener Verachtung.
Solches zu benennen heißt, es zu kritisieren. Das schafft ein Bewusstsein, dass Klassen mehr sind - immer mehr waren als rein ökonomische Kategorien. Ein gegensätzliches Verhältnis, wo Ausbeutung von Geringschätzung flankiert wird.
Mal expliziter, mal diskreter als die "feinen Unterschiede", wie sie der französische Soziologe Pierre Bourdieu