Das Handy des Christian Pilnacek
Der mächtige Sektionschef hat seine Chats stets gelöscht. Aber die Staatsanwaltschaft hat in einem versteckten Ordner geheime Dokumente gefunden, die ihm Vertraute widerrechtlich schickten. Wollte er die Korruptionsermittlungen gegen die ÖVP behindern?
Christian Pilnacek war der mächtigste Mann im Justizministerium, Generalsekretär, Chef der Weisungssektion, Cheflegist. Mit dem Strafrecht kennt sich der konservative Exzentriker aus. Mit Datensicherheit eher nicht so. Eines hat der Spitzenbeamte mit den guten Kontakten in die ÖVP in all den Jahren nicht gelernt: wie man brisante oder belastende Informationen vom Handy so löscht, dass sie auch ein Forensiker nicht mehr finden kann.
Vielleicht hat Pilnacek aber auch nie damit gerechnet, dass ihm ein Staatsanwalt einmal sein Handy wegnehmen könnte. Er stand ja auch irgendwie über den Dingen, putzte gern Untergebene oder kritische Medienleute zusammen, oder jene, die er dafür hielt. Juristisch und taktisch aber machte er kaum Fehler. Zumindest glaubten das viele, die ihn näher kannten. Der „Pil“ war zwar ein cholerischer Machtmensch, aber korrupt? Nein.
Am 25. Februar dieses Jahres endete vorerst seine steile Karriere. Weil Pilnacek im (eher schwach begründeten) Verdacht steht, dem Ex-Justizminister und VfGH-Richter Wolfgang Brandstetter den Termin einer Hausdurchsuchung bei dem von ihm betreuten Immobilieninvestor Michael Tojner durchgestochen zu haben, wurden Staatsanwälte aus Wien vorstellig und kassierten Pilnaceks Gerät.