Eine Schnitte Rom

Die gute, alte Meterpizza feiert ein edles Comeback. In der Tuchlauben!

Florian Holzer
06.04.2021

Foto: Heribert Corn

Lange vorbei die Zeiten, als Pizza vor allem groß, billig mit viel drauf sein musste. Aktuell sperren in Wien die Pizzerien quasi im Minutentakt auf, und da muss man sich ein bisschen was überlegen, um aus der Menge hervorzuragen.

Einerseits gibt’s die „authentischen“, bei denen nicht nur die Piz­zaioli aus Neapel sind, sondern auch der Ofen und das Mehl und das Wasser und die Luft und die Paradeiser sowieso. Dann gibt’s die „kreativen“, bei denen nach Vorbild von Wolfgang Puck auch roher Fisch, Avocado und Sauerkraut auf den Fladen dürfen; dann gibt’s die mit den alternativen Teigen, also Sauerteig statt Germ, Dinkel und Roggen statt Weizen, und in letzter Zeit vermehrt die mit der anderen Zubereitung, frittiert zum Beispiel.


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Und dann sind da noch die Misch-Formen, soll heißen: Es gibt gerade echt sehr, sehr viel Pizza.

Weshalb sich Familie Charim, die an der Tuchlauben ein kleines Geschäftslokal besitzt, in dem man es bereits mit der Fruchtsaft-Bar Lilette’s und einer Hungry Guy Hummus Bar probierte, ein Pizza-Konzept entwickeln ließ, das sich von anderen ein bisschen unterscheiden sollte.

Das ist bei Matto de Pizza gelungen, denn erstens spielen die hier eher in Richtung „römische“ Pizza, also anders als die augenblicklich gerade als das Maß der Pizza-Authentizität gehandelte „neapolitanische“ Variante mit eher knusprigem statt hauchdünn-elastischem Teig.

Vor allem aber backen sie die Pizza in langen Streifen, zerteilen sie in Schnitten und legen sie in die Vitrine. Wie in den Bahnhofs-Imbissen! Je nachdem, ob man die Pizza-Slices gleich essen oder mit nachhause nehmen will, kommen die Stücke kurz unter den Salamander oder zuhause ins Rohr – und das widerspricht natürlich alles sehr den bisherigen Pizza-Qualitäts-Dogmen.

Doch es handelt sich definitiv um keine Junk-Pizza: Der Teig stammt aus drei verschiedenen italienischen Mehlen (die Säcke stehen dekorativ in Regalen neben dem Ofen) und darf 48 Stunden rasten, für den Belag kommen nur feinste Zutaten infrage. Die Schnitten sind wirklich nicht schlecht.

„Funghi“ mit gehobelten Champignons, gutem Fior di Latte (Mozzarella aus Kuhmilch) und exzellenter Tomatensauce geht jederzeit (€ 3,90); „Mortazza“ wiederum bedient sich neben Fior di Latte reichlich der Bologneser Groß-Wurst Mortadella, die auf einer Pizza an und für sich nichts zu suchen hat, und Artischocken-Pürree, und das schmeckt schon sehr gut (€ 4,90).

Am besten aber vielleicht „El Pibe“ mit Fior di Latte, Provolone, Salsiccia-Wurstbrät und Friarielli/Stengelkohl, salzig, wurstig, etwas bitter – großartig (€ 3,90). Dass es aber aufgewärmte Pizzaschnitten sind? Null Problemo!

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Resümee:

Sieht auf den ersten Blick aus wie Junkfood, erfüllt aber (fast) alle Kriterien der Edel-Pizza – die Gourmet-Pizzaschnitte.

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