Wir Gesetzesbrecher
Alle Corona-Verordnungen einzuhalten, schafft niemand mehr. Wird uns die Pandemie zu Kriminellen machen?

Bis zum Beginn der FFP2-Maskenpflicht vergangene Woche, war der Donaukanal ein Treffpunkt, an dem Corona-Regeln regelmäßig missachtet wurden (Foto: Christopher Mavrič)
Wer heute kriminell ist, nimmt die Parole der Stadt Wien wörtlich. „Wir statt Virus“ plakatiert die Stadt, und die Jugendlichen auf dem Maria-Theresien-Platz tun ihr Bestes: Miteinander ist wichtiger als Covid. Ein lauer Mittwochabend, der letzte Tag des März.
Wie Vogelgezwitscher dringen ihre Unterhaltungen zwischen den zurechtgestutzten Büschen zwischen dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum hervor. Vier Halbwüchsige sitzen auf den Stufen des Denkmals, „Betreten verboten – Do not enter“ baumelt vor ihnen an der Metallkette. Zwei geschniegelte junge Männer erleichtern sich selbstbewusst an der Mauer des Kunsthistorischen Museums.
„Florenceschatziputzi, kannst du bitte Musik machen?“, herrscht ein Mädchen eine ihrer Freundinnen an, während sich die Sechsergruppe zum nächtlichen Picknick auf dem Gras niederlässt. Ein ganz normaler Abend „Zwidemu“, also „zwischen den Museen“, würde jemand, der das vergangene Jahr verschlafen hat, denken. Die Pandemieverwaltung sieht darin aber Sodom und Gomorrha. Zu wenig Abstand, zu viele Haushalte, zudem gilt seit Anfang April an belebten Orten wie diesem die FFP2-Maskenpflicht im Freien.