Stadtrand: Urbanismus

Rettet Menschen, nicht Hauswände!

Benedikt Narodoslawsky
Stadtleben, FALTER 14/21 vom 07.04.2021

Im Jahr 2050 soll es in Wien so heiß sein wie jetzt im nordmazedonischen Skopje und im finnischen Helsinki so heiß wie jetzt in Wien. Mit diesen Vergleichen zeigte die ETH Zürich vor zwei Jahren, womit Europas Hauptstädte in der Klimakrise künftig rechnen müssen.

Schon heute rüstet sich Wien für seine heiße Zukunft. Die Stadt fördert etwa gerade das Programm "Berta", mit dem Fassaden begrünt werden sollen. Die Pflanzen sollen die Stadt kühlen und die Sommer erträglicher machen. Ein wichtiger Schritt, denn laut Ages fordert die Hitze in Österreich bereits mehr Todesopfer als der Verkehr.

"Berta" wird nicht nur finanziell gefördert, es soll auch bei Genehmigungsverfahren helfen. Diese schrecken nämlich viele Menschen ab. Zu Recht, denn sie sind kompliziert. Selbst wer im Hitzesommer in der eigenen Wohnung zerfließt, darf sich deshalb noch lange keine Außenjalousien montieren, um das Problem zu lindern. Zuerst braucht es die Zustimmung anderer Wohnungseigentümer.

Welch hirnrissiger Anachronismus! In Zeiten der Erderhitzung retten Auflagen lieber "das äußere Erscheinungsbild" eines Hauses statt Leben.

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