Das zarte Pflänzchen Zukunft
Vergessen Sie Biedermeier, jetzt kommt Waldmüller: Ein Ausflug zu einem unterschätzten Künstler in den Wienerwald
Ohren auf: Aus lokalem Anbau
Es war einmal, und so lange ist das gar nicht her, da wäre die Thematisierung einer Pandemie im Pop als "Science Fiction" rubriziert worden, Unterkategorie "Dystopie". Inzwischen ist es geradezu normal. So wartet die Grobianer-One-Man-Band Mossadeq aus Graz auf "Hospital" (Grazil) mit Songtiteln wie "Virus" oder "Quarantine Love Song" auf; Licht am Ende des Tunnels ist eher keines auszumachen. Die -teils rein instrumental gehaltene -Musik arbeitet mit Metal-Elementen; dem gemeinen Headbanger dürfte es allerdings zu vertrackt zugehen, obendrein könnten ihn die eingestreuten Momente beinahe hymnischer Schönheit irritieren.
Statt sich der Beklemmung hinzugeben, setzen Starpilots auf den Tanz in den Trümmern. Die Welt ist am Ende des neuen Albums "We Are So Busy Doing Things" (Eigenverlag, Kontakt: starpilots.net) zwar kaputt und in einen seltsamen Schlaf verfallen, doch zwischen den Ruinen verspricht das Wiener Quintett "everything will be good soon". Um gesellschaftliche Blasen geht es davor, um Nachhaltigkeit, Selbstfindung, den Kapitalismus oder einfach nur darum, wie Michael Jackson zu tanzen - gekleidet in harmonischen Indiepop, der vom Sound der 1990er geprägt ist, ohne ausschließlich retro zu klingen.
Irgendwo zwischen Jazz, Folk und Pop tut sich das Quartett Fainschmitz um. Augenzwinkern verbindet es auf seinem melancholisch gefärbten zweiten Album "The Fainschmitz Rises" (Flusen) mit Tiefgang ohne Bedeutungsschwere, Instrumentalstücke mit charmanten Ohrwürmern. "Heute bin ich traurig / Morgen bin ich froh / Das sind so die Tage / Mal so, mal so", heißt es etwa in "Pizza Margherita". Das passt immer, auch ohne Pandemie. In eine geometrische Form übersetzt: Mit Christoph &Lollo sowie 5/8erl in Ehr'n bilden Fainschmitz ein ungleichseitiges Dreieck unkonventioneller österreichischer Popmusik mit Kleinkunstbühnentauglichkeit.