Meldungen
Kultur kurz
Foto: Christopher Mavrič
Er war Hobbyjäger, er jagte sogar Großwild in Afrika. Das Töten war für ihn die normalste Sache der Welt. Heute ernährt sich der Tierarzt Rudolf Winkelmayer, 66, vegan. Der Grund: Winkelmayer inspizierte als Amtstierarzt nicht nur die Schlachthöfe der Republik, sondern setzte sich auch immer stärker mit Fragen der Tierethik auseinander. In der Szene der Tierwohlaktivisten gilt Winkelmayer als außergewöhnlicher Fachmann und Vortragender, nicht nur weil er – als ehemaliger Jäger und Wildbret-Forscher – seine eigenen Essgewohnheiten umstellte, sondern weil er auch den eigenen Berufsstand stärker in die Pflicht genommen wissen will. Angesichts der Enthüllungen über einen niederösterreichischen Schweinestall durch den Verein gegen Tierfabriken und eine darauf aufbauende Falter-Reportage bei ebendiesem Ferkelzüchter (Falter 16/21) klärt Winkelmayer über die strukturellen Ursachen der Schweinefabriken auf.
Falter: Herr Winkelmayer, im Falter haben wir erschreckende Bilder gezeigt, die die Tierrechtsorganisation Verein gegen Tierfabriken veröffentlicht hat. Schweine werden unter Bedingungen gehalten, die im Großen und Ganzen legal, aber für Laien kaum zu ertragen sind. Was erzählen uns diese Bilder?
Rudolf Winkelmayer: Die Bilder erzählen uns sehr viel, sie zeigen unseren wirklich grausamen Umgang mit Tieren, die wir „landwirtschaftliche Nutztiere“ nennen. Ich mag schon allein den Begriff nicht, weil er impliziert, dass deren Nutzung gerechtfertigt wäre. Dieses Bild hat sich in den letzten 30 Jahren doch stark gewandelt. Ich habe 1980 Veterinärmedizin absolviert, wir haben nicht sehr viel über Tierschutz gehört, die Tierrechtsbewegungen sind ein Kind der 70er- und 80er-Jahre. Das möchte ich vorausschicken.