„Es spricht einiges für die gute, alte Pressekonferenz“
Gregory Perreault forscht in Wien über Digitaljournalismus. Ein Gespräch über Trump, Twitter und die Berichterstattung von radikalen Kundgebungen

Foto: Heribert Corn
Gregory Perreault dachte, er sei Donald Trump entkommen. Aufgewachsen ist der heute 38-Jährige nämlich in West Palm Beach im Süden von Florida. Brücken verbinden die 100.000-Einwohner-Stadt mit dem Lagunenstädtchen Palm Beach, dessen Bewohner ein Durchschnittseinkommen von 1,37 Millionen US-Dollar haben. Prominentester Bewohner ist der amerikanische Ex-Präsident, der dort in seinem Ressort Mar-a-Lago lebt. Die Milliardäre aus dem ganzen Land, die dort überwintern, waren in West Palm Beach alles andere als beliebt, erinnert sich Perreault, der als Reporter für die Lokalzeitung Palm Beach Post arbeitete. Endlich nicht mehr so viel über Trump, den „Bully“, hören, hoffte Perreault, als er 2008 nach Washington, D.C., zog, um sich der Medienforschung zu widmen.
Wie Journalistinnen und Journalisten während der Trump-Präsidentschaft ihre Arbeitsweisen änderten, beschäftigt Perreault, der seit 2015 Assistenzprofessor an der Appalachian State University im US-Bundesstaat North Carolina ist, ebenso wie die große Frage, welche Vor- und Nachteile sich durch die Digitalisierung ergeben. Seit März ist er nun in Wien, um am Institut für Publizistik der Universität Wien als Gastprofessor seine Forschung weiterzutreiben. Ihn interessiert das Selbstverständnis von Onlinejournalisten – ja, gerade in Österreich, einem Land, in dem der Printbereich weiterhin dominant ist.
Falter: Herr Perreault, für eine Ihrer Forschungsarbeiten haben Sie sich angesehen, wie US-amerikanische Magazine Donald Trump auf ihren Titelseiten darstellen. Was haben Sie daraus gelernt?