Am Beispiel Albert L.
Neun Frauen wurden heuer schon von ihren Ex-Partnern ermordet. Die Milieus sind verschieden, die Tatmuster ähneln einander. Was kann die Politik dagegen tun?
Sechs Tage vor Weihnachten klingelte es an der Tür der Dossier-Redaktion. Der Briefträger übergab ein dickes Kuvert, einen eingeschriebenen Brief vom Handelsgericht Wien. "Klagende Partei: OMV AG", stand auf dem Deckblatt. Geklagt wurde auf "Unterlassung, Widerruf, Zahlung und Feststellung", der Streitwert: 94.000 Euro. Knapp zwei Monate später kam die zweite Klage der OMV, Streitwert: 60.000 Euro. Es waren klassische Einschüchterungsklagen. Für Dossier ging es bald um die Existenz. Denn die OMV hatte - taktisch klug - den Streitwert hoch angesetzt, um die Prozesskosten nach oben zu schrauben.
Was war geschehen? Monatelang hatte Dossier über Österreichs größten Konzern recherchiert und den Borealis-Deal unter die Lupe genommen. Der Öl-und Gaskonzern OMV hatte sich im März 2020 die Mehrheit am internationalen Chemieunternehmen Borealis gesichert, es war die teuerste Übernahme der heimischen Industriegeschichte. Aber warum wollte die OMV diese Recherchen mit aller Härte rechtlich