Auf gute Nachbarschaft

In einem Haus im Prater haben gleichzeitig zwei israelische Restaurants eröffnet

Florian Holzer
15.06.2021

Foto: Heribert Corn

Anfang Juni hat am Rande des Praters wieder ein überdimensionales Lego-Haus eröffnet. Das wäre vorerst nicht bemerkenswert, würde sich darin nicht sowohl die erste Wiener Filiale der Hipster-Hotelkette Superbude aus Hamburg wie auch die erste österreichische Niederlassung des jungen Amsterdamer Aparthotel-Konzepts Zoku befinden.

Beide haben je ein Restaurant im Obergeschoß, die Superbude ein neues Neni, das Zoku ein Restaurant namens Living Kitchen, beide haben eine Terrasse mit Prater-Blick und beide bieten Tel-Aviv-inspirierte Küche.


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Wenn das kein Zufall ist, dann eine extrem kühne Strategie.

Fangen wir beim Living Kitchen an, das hatte schon am Dienstag offen: Dass dieses Lokal wirklich da oben ist, muss man wissen, die straßenseitigen Hinweise halten sich in Grenzen.Im siebenten Stock finden sich dann aber in einem Raum ein Empfangspult und ein Shop für die Hotelgäste, eine typische offene Foodblogger-Küche, Besprechungsräume und ein Restaurantbereich mit langen Tischen.

Insgesamt sieht’s aus wie die Google- oder Amazon-Cafeteria. Das Personal ist jung, stammt aus aller Welt, sieht blendend aus und spricht englisch. Wenn man nicht reserviert hat, bekommt man gnadenhalber einen Platz im leeren Lokal, die Karte sei vom israelisch-britischen Megakoch Yotam Ottolenghi inspiriert, heißt es.

Die zwei Burrata-Knödel mit Pesto, kleinen Rote-Rüben-Blättchen, Sesam und natürlich eingelegter Zitrone sind Insta-tauglich und schmecken nach nicht zu viel (€ 10,–), die Hühnerkeule mit Pesto, Chimichurri, kleinen Rote-Rüben-Blättchen und Süßkartoffelpüree war eh gut (€ 10,–).

Für einen Terrassenplatz hätte ich zwei Tage zuvor reservieren müssen, Insta sorgte seit dem ersten Tag für Vollbelegung. War aber eh zu windig, ätsch.

Donnerstag darauf, Ostflügel des Hauses, wieder siebenter Stock, diesmal bei Neni. Das Lokal ist riesig und sieht aus wie halt Konzeptlokale heute aussehen: Loft-Style, viel Holz, ein paar Olivenbäume in Rattan-Körben fürs Mediterrane, Teppiche in Used-Optik. Und eine schöne, große Terrasse mit Praterblick. Auf der man bei Neni am Prater übrigens keinen Platz reservieren kann, wer zuerst komme, dürfe draußen sitzen. War aber eh zu heiß, schade.

Das Personal hier stammt offenbar aus Berlin und ist auch jung. Das Essen hat zuverlässige Neni-Qualität, der Vorteil von Systemgastronomie.

Mittags gab’s Mais-Falafel mit Limetten-Ingwer-Soja-Tahina, tadellos, leider halt nur vier Kugerln (€ 7,50), der „Jerusalem-Teller“, eine Mischung aus Zwiebel, Huhn und Hühnerleber vom Holzkohlengrill, Tahina, Amba und reichlich Petersilie war richtig gut, aber auch nicht ganz günstig (€ 18,–).

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Die Zoku-Terrasse wäre, als ich rübersah, übrigens gerade leer gewesen.

Resümee:

Zwei Lokale im gleichen Haus, beide mit neo-israelischer Küche und beide mit einer Terrasse, auf die man nur mit Glück darf.

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