TANZ AM ABGRUND
Noch nie haben sich bei ImPulsTanz so viele Choreograf *innen an der Erderhitzung und der Auslöschung von Arten abgearbeitet. Warum gerade jetzt - und wird nun auch der Festivalbetrieb selbst ökologischer?
Frauen und Männer, die essen. Festkleidung tragen, es eilig haben. Halb angezogene Paare beim Auftakt zum Liebesspiel: ein Reigen von Menschen, die versuchen, so zu tun, als wäre alles normal. Dabei pfeift in "Umwelt" schon ein scharfer Wind auf der Bühne, der sie ins Wanken bringt. Und irgendwann nicht mehr ignoriert werden kann: "Eure fetten Jahre sind vorbei!", sagt er. Da habt ihr nun die Rechnung.
Schon im Jahr 2006, als die Klimadebatte noch sehr leise war, brachte die französische Choreografie-Ikone Maguy Marin ihr Stück auf die Bühne. Mit apokalyptischen Szenen, die Zuseher*innen in Panik versetzten und zu Protesten führten. Heuer zeigt ImPulsTanz in Wien die Uraufführung der Neuinszenierung. "Ich will Hand anlegen, die Zeder abhaun!", spuckt dagegen der Mensch beim britischen Choreografen des Jahres 2020, Akram Khan, noch große Töne. Für "Outwitting the Devil" hat Khan König Gilgamesch als Metapher für des Menschen zerstörerische Seiten gewählt. Gilgamesch und sein Freund überwältigen Humbaba, den Wächter eines Waldes, und hauen dessen Bäume kurz und klein. Das soll nicht ungesühnt bleiben.