Wir waren Helden: Österreich mit einem Herzen wie ein Bergwerk Wembley bei Nacht gesehen
Zu wem man wieder halten kann
Leser dieser Spalte, das bisschen Selbstlob sei erlaubt, waren bei Dänemark und Tschechien bisher schon gut aufgehoben. Und wenn wir schon beim Selbstlob sind, hat nun noch ein dritter Außenseiter Fans aus ganz Europa zu seinen gemacht: Österreich.
Vielleicht haben die beim Trainingslager in Seefeld die Trikots mit den Deutschen vertauscht, oder irgendwas anderes ist dort enorm gut gelaufen.
Die Österreicher sind beim Turnier gewaltig gut gelaufen, waren fast spirituell ermutigt und auf die Ukraine und Italien vorzüglich eingestellt.
Der deutsche Trainer Franco Foda hat seine Kritiker überlebt, er kann doch nicht nur Angsthasenfußball, im Achtelfinale gegen Italien hat er wie ein guter Konversationscoach die Methoden des Gegners gespiegelt und das beste Länderspiel seit Jahren verantwortet. Mit dem Raubzügler David Alaba als Linksverteidiger und dem umsichtigen Fahrdienstleiter Florian Grillitsch als Sechser ist das Optimum gefunden. Dieser Kader macht einfach Gusto: Der Spielmacher Marcel Sabitzer hatte (nach den ersten vier Achtelfinalspielen) die meisten Kilometer von allen Turnierspielern am Tacho und der Außendecker Stefan Lainer die
meisten Zweikämpfe gewonnen. In der zweiten Halbzeit gegen Italien schob das Team dann recht frech an, und wäre uns nicht schon wieder die Digitalisierung im Weg gestanden (Abseitstor Arnautović), würde am Freitag womöglich Österreich anstelle der angeblich unantastbaren Italiener im Viertelfinale stehen. Das Nationalteam ist so situationselastisch wie die Kanzlerpartei und bekommt hiermit die goldene Medaille für herausragende Tapferkeit vor dem Feind.
Nur Fodas Vorteil hat sich bis auf Weiteres ins Gegenteil verkehrt: Auch Österreichs Fans haben das Team wieder als ihres angenommen und sind ab sofort von Niederlagen beleidigt.